aus dem Englischen von Claudia Wenner, erschienen im Beck Verlag
Honey, eine Kunstexpertin aus Los Angeles, schon länger im Ruhestand, fährt nach New Jersey an die amerikanische Ostküste, um dort die Orte ihrer Kindheit und Jugend zu besuchen. Es wird für sie Zeit, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, denn sie hat ein paar Leichen im Keller. Oder besser: Sie kommt aus einer mafiös verstrickten Familie, der sie zwar mit 17 Jahren den Rücken gekehrt hat, die sie aber doch immer verfolgt hat – zumindest in Gedanken. Jetzt ist sie die Älteste der Familie, eigentlich die Patriarchin. Aber was möchte Sie nun selbst: Vergebung oder Rache?
Ein Roman mit einer 82-jährigen Hauptfigur ist nicht gerade häufig zu finden. Schon allein deshalb ist „Honey“ von Victor Lodato eine Besonderheit. Es gelingt dem Autor sehr gut, die kleineren und größeren Nöte des Alters zu beschreiben, ohne in mitleidigen Kitsch oder Bloßstellung abzugleiten. Honey ist eine Frau mit Klasse, eine echte Dame, die es aber eben doch hier und da etwas langsamer angehen muss.
Die Erzählung erinnert immer wieder ans klassische britisch-amerikanische Krimimilieu, an so manches Mafiaklischee und ein bisschen an den „Paten“. Und was will man mehr mehr: Eine großartige Hauptfigur, eine mysteriöse Familiengeschichte, reichlich Verwicklungen, ein filmreifes Setting gemixt mit intelligentem Witz – all das verspricht und hält Victor Lodatos „Honey“ und macht diese Buch sehr vergnüglich zu lesen!
Ines Klisch [Oktober 2024]